Montag, 25. November 2019

#mimmonday - Grönke/Weinlich - Mode aus Modeln

Hallo zusammen!

Mein Name ist Eike und ich darf euch heute im Rahmen des #mimmonday ein wenig zu meiner aktuellen Lektüre erzählen.
Dies ist mein erster Blogpost im Rahmen der minuskel :)

Zur Vorgeschichte:
Vor einiger Zeit bekam ich von einem anderen Vereinsmitglied (Huhu Maria!) eine Kruselerpuppe geschenkt. Ein seltsames kleines flaches Püppchen aus Pfeiffenton.
Ich habe mich sehr darüber gefreut! Aber leider teilte mir ein anderes Vereinsmitgleid mit, das diese Art Püppchen für unsere Zeit überhaupt nicht passend seien.
Das warf einige Fragen auf: wie werden diese Puppen eigentlich datiert? Woher kommen sie? Was sind sie eigentlich? Und: wie stellt man sie her?

Bei meiner kleinen Internetsuche stieß ich auf ein Buch, über das ich heute berichten möchte:

"Eveline Grönke/Edgar Weinlich - Mode aus Modeln"
Kruseler- und andere Tonfiguren des 14. bis 16 Jahrhunderts aus dem Germanischen Nationalemuseum und anderen Sammlungen
ISBN: 3-926982-58-6

Dieses Buch beantwortete mir meine oben genannten Fragen, warf einige neue auf und lässt mich mit einer langen Liste für die Fernleihe zurück - in meinen Augen also ein gutes Buch, um sich dem Thema anzunähern.

Das Buch ist grob aufgeteilt in drei Teile:
- ein sehr gut zu lesender Fließtext mit unterschiedlichen Schwerpunkten.
Es wird auf den Stand der Forschung eingegangen (ACHTUNG: das Buch stasmmt aus 1998!), auf die Moglichkeiten der Herstellung aber auch auf die Mode des Kruselers. Ebenso wird hier die Datierung der Püppchen erklärt. Auch eine Typisierung erfolgt.

- Katalogteil
Hier werden zunächst die Tonfigürchen und tönernen Gegestände des Germanischen Nationalmuseums sortiert nach Typ aufgeführt. Unter anderem beinhaltet dieser Katalogteil die Inventarnummer, aber auch den Fundort, Größenangaben und den Erhaltungszustand.
Nach Nürnberg erfolgt ein anderer Katalog mit Figuren in anderen Sammlungen, ebenfalls sortiert nach Typ. Den Abschluss dieses Teils stellen Verbreitungskarten der Fundorte dar.

- Abbildungen
Den letzten - und vielleicht spannendesten Teil - stellen die Abbildungen dar.
Hier sind ganze Püppchen, aber auch Fragmente und andere Tonfiguren des Germanischen Museums abgebildet. Daran schließen sich Abbildungen aus anderen Sammlungen an.
Die letzte Doppelseite zeigt eine sehr kleine Auswahl des Germanischen Nationalmuseums in Farbe.


Meine oben genannten Fragen konnte ich alle zu meiner aktuellen Zufriedenheit beantworten:
"Wie werden diese Puppen eigentlich datiert?" Anhand ihres Kruselers.
Klingt einfach, ist es auch. Man kann wirklich anhand der Kruselerform der einzelnen Puppe eine Datierung vornehmen. Denn die dargestellte Form folgt der Mode. So haben die Püppchen auch Knöpfe im Brust- und Armbereich, teilweise weite Mäntel an usw.
Hat man eine einfache Kruselerform ist die Puppe einer Zeit zuzuordnen, die eine solche Form als Mode hatte.

"Woher kommen sie?"
Worms, Mainz, Köln, Neuss, Nürnberg... Kleine Tonfiguren dürften - neben Wallfahrtsorten (Votivgabe) - in jeder größeren Stadt hergestellt worden sein. Laut Autoren sprechen die unzähligen Bestände der einzelen Museen dafür.

"Was sind sie eigentlich?"
Nun, meine Interpretation des Inhaltes: es lässt sich eigentlich nicht wirklich sagen.
Es besteht die Möglichkeit das sie einfach Spielzeug waren - quasie das weibliche Gegenstück zum tönernen Ritter zu Pferd - aber auch Andenken an Pilgerfahrten, Votivgaben...
Es hängt im Endeffekt vom Besitzer ab, wie sie genutzt wurden (und kannte der mittelalterliche Mensch überhaupt eine Trennung dieser Dinge?). Wir wissen es nicht eindeutig.
Bei einem Typ wird ein religiöser Hintergrund vermutet, aber auch nur weil die Darstellung an andere Werke erinnert. Diese Figuren haben eine Art "Teller" auf ihrer Brust. Es scheint einige Bilder mit religiösem Hintergrund zu haben bei dem zB Engel auf der Brust einen Kreis haben in dem ein Lamm als Zeichen Christi abgebildet ist oder Maria mit einem solchen Kreis auf der Brust abgebildet wird in dem das Jesukind gezeigt wird.


"Und: wie stellt man sie her?"
Am Anfang wurden sie wohl mit der Hand geformt. Dann erfolgte die Herstellung durch Modeln - Formen. Diese konnten aus Holz geschnitzt sein aber auch aus Ton gebrannt.
Teilweise gab es Formen für Vorder- und Rückseite, welche nach dem Ausformen zusammengefügt wurden und dann gebrannt. Teilweise wurde aber auch der Rücken händisch verziert und zB der untere Rand vom Risenkruseler eingeritzt.
Aber: durch diese Art der Herstellung ergab sich im Laufe der Zeit der Name eines Berufes: "Bilderbäcker".


Ihr seht:
Das Buch hat mir einige Antworten beschert!
Auch hat es einige Andeutungen geliefert, denen ich bei Gelegenheit nachgehen werde.
So soll der Kruseler das erste Mal 1342 auf einem schlesischem Fürstinnensiegel abgebildet worden sein (Quelle laut Autoren: Roehl: Die Tracht der schlesischen Fürstinnen im 13. und 14. Jahrhundert aufgrund ihrer Siegel. Breslau 1895, S.6 Nr.11a, Abb.9). Neben der Speyrer Kleiderordnung (1350) und einiger anderer Kleiderordnungen wird noch eine andere Textquelle benannt in der von der Farbe der Kruselerrüschen die Rede ist. Eine gewisse "Katharine Schmiecher" hat einen zwöflfachen seidenen Schleier mit gelben Enden zu ihrer Hochzeit geschenkt bekommen! Ein - zumindest teilweiser - bunter Kruseler! (Quelle nach Autoren: Heimpel: Seide; S. 295-296) Sehr spannend!

Neben der Frage nach der Farbigkeit der Kruselerrüschen habe ich auch das erste Mal bewusst wahrgenommen welche unterschiedlichen Formen der Rüschen möglich sind. Bisher nahm ich an, das es einfach eine Frage des Künstlers ist, aber inzwischen halte ich es durchaus für möglich das es unterschiedliche Herstellungsmöglichkeiten gab. Icb bin gespannt was ich bei der weiten Recherche lernen werde!

Und mein Püppchen?
Nun, der Vereinskollege hatte nur teilweise recht.
Mein Püppchen ist leider nicht für unsere Darstellungszeit geeignet.
Es entspricht dem Typ 3: es hat einen sogenannten "Risenkruseler". Also neben dem Kruseler der das Gesicht einrahmt auch eine Rise welche am unteren Saum Rüschen hat. Diese Mode kam erst nach unserer Zeit auf.
Aber er hatte nur teilweise Recht: die einfachen, ersten Püppchen, welche teilweise noch ohne Modeln geformt waren, können erst mit einem Kruseler versehen worden sein nachdem dieser aufkam. Also besteht durchaus die Möglichkeit das es zu unserer Zeit schon Püppchen gab!
Ich freu mich!


Liebe Grüße
Eure Eike

Samstag, 5. Oktober 2019

Der mysteriöse Holzschuh - der gar keiner ist.

Alle Jahre wieder. Nein. Da kommt nicht der Weihnachtsmann. Sondern: ich werde von jemandem angesprochen, er habe endlich den lang ersehnten Beleg für Holzschuhe gefunden.

Präsentiert wird mir dann gerne folgendes:
https://www.beleefarcheologie.nl/vondsten/klomp/

Ohne dies in einen Gesamtkontext zu setzen erscheint es wirklich wie eine frühe, etwas andere Holzschuhform. Aber: Was war es wirklich? Und was kann man noch dazu sagen?

Die Herangehensweise ist aus dem Wunsch getrieben etwas belegen zu können, was man gerne nutzen will. Einen Beleg für etwas aus der heutigen Zeit zu finden. Für etwas, das unbestreitbar praktisch ist um nachts sein Zelt verlassen zu können und das Dixie aufzusuchen. Eine Lösung also für allzu moderne Probleme.

Bei Forschung und Quellenkritik ist allerdings der Blick aus der anderen Richtung gefragt: Was findet sich an weiteren Funden, Abbildungen, mit Glück sogar Schriftquellen? Was kennen wir in ausreichender Beleglage und passt es in diesen Kontext?

Was euch alle glücklich stimmen wird: Es gibt weitere Funde. In „Funde aus der Lübecker Altstadt II“ zum Beispiel einen ins 14. Jahrhundert datierten Fund und Verweise auf einen aus Amsterdam, sowie weitere Exemplare aus Oldenzaal, Kamen und Zwolle (15.-17. Jahrhundert).

Was viele nicht freuen wird: Nein, es sind keine Holzschuhe. Es sind Trippen. Zum einen kennen wir auch weitere oben geschlossene Trippen, hier besteht nur der Sohlenteil aus Holz, die Kappe ist ein geschlossenes Leder. Zum anderen ergibt sich diese Erkenntnis schlicht durch die Hinzunahme einer weiteren Quellengattung: Der Abbildung.

Im „Horae ad usum Parisiensem“, einer französischen Handschrift des späten 15. Jahrhunderts finden wir diesen Bildausschnitt:


Zweifelsfrei trägt die hier gezeigte Person Lederschuhe...und...unsere gesuchte Holztrippe. Mittels einer zweiten Quellengattung konnten wir also den Fund in den Nutzungskontext setzen. Fernab vom heutigen Bedarf und Bedürfnis. 

Natürlich ist nicht auszuschließen, dass mal jemand nachts nur in die Trippe schlüpfte und zum Abort lief. Dennoch ist die eigentliche und primäre Verwendung die einer Trippe. Und die Form, gerade mit den Stegen unten drunter, spricht zum einen klar für die äquivalente Verwendung der in großer Vielzahl gefundenen normalen Trippen, als auch gegen einen Vergleich mit dem modernen Klompen. 

Kommen wir zum nächsten Bezug, den man zwingend in der Quellenkritik herstellen sollte: Die Herkunft der Funde. 
Sämtliche „frühen“ Funde stammen aus norddeutschen oder niederländischen Städten. Die Herkunft des oben genannten französischen Manuskriptes ist unklar, wird aber in die französische (Nord-)Küstenregion gedeutet. Im Gegensatz dazu kennen wir aus dem gesamten mitteleuropäischen Verbreitungsgebiet und darüber hinaus Trippen bestehend aus Holzsohle und Lederoberteil. Eine flächendeckende Verwendung fällt damit also tendenziell aus. 

Gegen die massenhafte und flächendeckende Verwendung spricht auch die Menge der Funde. Während Holztrippensohlen in nahezu jedem städtischen Gebiet gefunden wurden, in dem in irgendeiner Form Holz erhalten ist (was häufiger der Fall ist, als die „wurdedochallesverbrannt“ Theoretiker sagen), gibt es für die „Holzschuhtrippe“ nur einige wenige Funde aus mehreren Jahrhunderten. 

Abschließend greife ich eine Theorie auf, die auch Birthe Haak bzgl des Fundes in Lübeck ausgesprochen hat: Der Klompen, wie wir ihn heute kennen, hat möglicherweise seine Entwicklung aus dieser Trippe genommen. 
Gegeben hat es ihn im hohen bis späten Mittelalter aber, mit hoher Wahrscheinlichkeit, nicht in der heutigen Form.

Quellen:
Lübecker Schriften zu Archäologie und Kulturgeschichte - Band 33
Stepping through time, Archaeological footwear from prehistoric times until 1800, Olaf Goubitz, u.a. 2001



Mittwoch, 7. August 2019

Du kennst das doch auch ....

Wenn ihr ‚auf einer Veranstaltung seid und plötzlich und (fast) unerwartet hört ihr sie ... die Frage, ob das Feuer echt sei, ihr wirklich hier schlaft oder das Essen genießbar sei.

Ein paar creative Menschen haben sich diesbezüglich ein kleines Bingospiel ausgedacht, welches wir gerne mit euch teilen möchten.


Viel Spaß beim Spielen,

Eure MiMs