Samstag, 27. August 2022


Schon seit längerem beschäftigen wir uns mit regional Textquellen und prüfen, woe wir die aus diesen Quellen gewonnen Erkentnisse in unsere Darstellung und unser museumspädagogisches Programm einfliessen lassen können. 

Unsere letzte Neuerung / Umsetzung zu diesem Thema kommt nun mit der Lieder/Gedichtesammlung "Der König vom Odenwald"1

In diesem Lyrikzyklus gib der Autor (vermutlich ein Adeliger, der sich als Spielmann ausgiebt), Einblicke in die alltägliche Welt des 14. Jahrhunderts. 

Mit Schriften z.B. "Vom Rind", "Vom Schaf" und vielen weiteren Texten zeigen die Texte, wie z.B. diese Tiere in den Alltag eingebunden waren, welche Produkte und Alltagsgegenstände mit ihnen in Verbindung stehen. 

So finden wir beispielsweise zwanzig verschiedene Zubereitungsarten von Eiern, im Gedicht "Vom Huhn und vom Ei":

Vom Huhn kommt das Ei, 

und dieses verhilft zu 

zahlreichen wohlschmeckenden Speisen: 

Darüber möchte ich dichten! 

Sagt ihr nun, es sei nützlich, daß ich erzähle, 

welcher Segen vom Ei ausgeht, 

so will ich 

Männern und Frauen davon Kenntnis geben. 

Der eine geht auf Reisen 

und kocht sein Ei hart; 

der andere sagt: ,,Mein Lieber, 

backe mir mein Ei natur".¹ 

Ein dritter will den Dotter weich, 

sonst schlägt er es kaputt; 

der vierte will nicht drin herumstechen, 

er backt sich einen Kugelhupf. 

Das sagt dem fünften gar nicht zu, 

er schlägt sein Ei in die Pfanne. 

Der sechste will das seine in Schmalz gebacken 

und streut Salz darüber. 

Der siebente will immer nur 

 Eier in Butter gebacken. 

So ist es dem achten am liebsten: 

er schlägt Eier über Grieben. 

Der neunte verlangt: 

,,Reich' mir eine Pfanne 

und rühr' sie durcheinander". 

Dazu gehöre ich auch. 

Der zehnte ist so dreist 

und fordert Pfannküchlein; 

der elfte ist so verdreht, 

er schlägt seine in die Milch. 

Der zwölfte hat sich 

,,verlorene Eier" auserbeten. 

Der dreizehnte fordert bestimmt 

Petersilie und Essig 

und schneidet seine Eier hinein. 

Der vierzehnte bereitet sich einen kleinen Trunk, 

das Kopfweh 

soll ihm davon vergehen. 

Der fünfzehnte begehrt die Schalen 

und überlegt hin und her, 

der sechzehnte einen Eierbrei, 

an dem er sich laben kann. 

Der siebzehnte meint: ,,Ich kümmere mich nicht darum" 

und will einen Eierkuchen; 

der achtzehnte will's noch anders 

und schlägt sein Ei an ein Huhn²; 

der neunzehnte füllt Hühner damit, 

dies ist auch ein guter Brauch. 

Der zwanzigste gibt das Ei der Molke bei - 

mühelos verdoppelt sie sich. 

Darüber hinaus ist festzuhalten: 

Man gibt Eier Hirnwürsten bei, 

die man damit gefüllt haben will 

von einem, der es kann. 

Ganz zu schweigen von 

was Frauen schön zuzubereiten wissen 

Eierspeise und Topfgebäck

Während unserer Veranstaltung in Bad Sobernheim im Mai 2022 haben wir anhand eines Schautisches kombiniert mit dem Vortrag von Teilen des Gedichts "Vom Rind" die zahlreiche Verwendung der Produkte des Rindes vorgestellt.


Darüberhinaus haben wir einige der Eierspeisen umgesetzt, Teige zubereitet und ein schönes Programm vorgestellt.




1 Odenwald , König vom, Dichter am Anfang des 14. Jahrhunderts aus dem Kreise der Fahrenden; der Name „König“ bezeichnet nicht einen Wappenkönig, sondern einen Pfeifer- oder Spielmannskönig, wie solche seit dem 13. Jahrhundert in Frankreich, seit dem 14. Jahrhundert in Deutschland nachzuweisen sind. Er war also der oberste der Spielleute im Odenwald und führte daher seinen Beinamen. Seiner Sprache nach ist er wol auch im Odenwald heimisch gewesen, seine Wanderungen erstrecken sich auf die dem Odenwald nächst gelegenen Gebiete. Er nennt die Herren v. Seckendorf und v. Ehnheim, zwei Geschlechter in der bairischen Provinz Mittelsranken, ferner die von Neuenstein, worunter wol Neuenstein im würtembergischen Jaxtkreise östlich von Oehringen zu verstehen ist, und ebendahin weisen die von Ocinan, nordöstlich von Hall; endlich nennt er auch die Herren v. Sachsenflur, im badischen Unterrheinkreis, nordöstlich von Boxberg. Die Richtung seiner Poesie schließt sich an jene realistische des Minnegesanges an, die in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts Steinmar u. a. eingeschlagen, an die Herbst- und Eßlieder, und er singt demgemäß das Lob der Gans, des Huhnes, der Kuh, des Schafes, des Schweines: alle diese Gedichte sind reich an Zügen aus dem Leben der Zeit. In noch höherem Grade gilt das von einigen andern, die ganz der Schilderung damaliger Sitten und Gebräuche gewidmet sind, so das Gedicht von den Bärten, das vom Baden. Eins gibt eine Schilderung eines bösen Weibes, ein anderes handelt vom Wideräffen, und eines, vom Unglimpf, schildert das wüste Leben und Treiben der damaligen Ritterschaft. Auch ein paar Fabeln hat er gedichtet, „der Mäuse Rath“ und „Thierbeichte“, die zu seinen besten Sachen gehören. Der dichterische Werth seiner einzelnen Gedichte ist nicht hoch anzuschlagen, doch muß eine humoristische Ader ihm zugesprochen werden; für die Culturgeschichte jener Zeit haben sie ein nicht unerhebliches Interesse.


Bartsch, Karl, "König vom Odenwald" in: Allgemeine Deutsche Biographie 24 (1887), S. 146-147 unter Odenwald




Donnerstag, 17. März 2022

An Ostern werden die MiMs zusammen mit unseren Schwedischen Freunden von Albrechts Bössor die Turmhügelburg beleben. Wir beginnen mit einem gemeinsamen Osterfeuer in der Nacht von Ostersonntag auf Ostermontag, werden zusammen die Fastenzeit* mit dem Verzehr von Osterbroten beenden. In den Tagen bis zum 20. April werden wir ein spannendes museales Programm mit mittelalterlicher Modenschau, Kochvorführungen, Handwerk- und Handelsvorführungen bestreiten.
*
Die vierzigtägige Fastenzeit der römisch-katholischen Kirche ist als österliche Bußzeit bestimmt und dient der Vorbereitung auf die Feier des Todes und der Auferstehung Christi. „Katechumenen und Gläubige bereitet die Liturgie der vierzig Tage zur Feier des Ostergeheimnisses; die einen durch die verschiedenen Stufen der Aufnahme in die Kirche, die anderen durch Taufgedächtnis und tätige Buße“. „Die Fastenzeit dauert von Aschermittwoch bis zum Beginn der Messe vom letzten Abendmahl am Gründonnerstag.“ Ab Karfreitag bis zur Osternachtfeier schließt sich das Osterfasten an, als Trauerfasten zum Gedächtnis der Passion und der Grabesruhe Christi und zur Vorbereitung der Taufe oder Erneuerung der Taufversprechen in der Osternacht. Die Fastenzeit gilt als geschlossene oder „gebundene“ Zeit. (Wikipedia)



 

Wir freuen uns auf Ihren Besuch auf der Tumhügelburg in Lütjenburg






Under påsken kommer MiMs att uppvakta Turmhügelburg tillsammans med våra svenska vänner från Albrechts Bössor. Vi börjar med en gemensam påskbål natten mellan påsksöndag och annandag påsk, avslutar fastan* tillsammans genom att äta påskbröd, och under dagarna fram till den 20 april har vi ett spännande museiprogram med medeltida modevisningar, matlagningsdemonstrationer, hantverks- och handelsdemonstrationer.

At Easter, the MiMs will enliven the Turmhügelburg together with our Swedish friends from Albrechts Bössor. We will start with a joint Easter bonfire on the night of Easter Sunday to Easter Monday, end Lent* together by eating Easter bread, and in the days leading up to 20th April we will have an exciting museum programme with medieval fashion shows, cooking demonstrations, craft and trade demonstrations.

Montag, 9. August 2021

Wir sind wieder da !

Nach der langen Pause durch Corona geht es mit "Baby-Steps" nun aber weiter. Am Wochenende vom 28. und 29. August werden wir eine kleine Belebung des Hauses Zell-Merl im Rheinland-Pfälzischen Freilichtmuseum in Bad Sobernheim veranstalten, das Thema wird sein: Nahrungsmittel und Zubereitung von Speisen im 14. Jhdt. Wir freuen uns sehr auf die Veranstaltung und auf viele Besucher. Nach der langen Zeit tut es gut wieder zurückzukommen. Dennoch dürfen wir nicht vergessen, dass diese Pandemie noch lange nicht vorbei ist - daher bitten wir darum sich an die AHA-Regeln zu halten und den Anweisungen des Museums zu unserer aller Sicherheit zu folgen. In diesem Sinne, eine gute Veranstaltung für uns alle - Wir sind wieder da !

Montag, 24. Mai 2021

Die Coronapilgerschaft der Company of Saynt George

 Muss der Pilger immer alles haben?

Nein, dachten sich zwei unserer Mitglieder am Wochenende vom 15. und 16. Mai und machten sich auf die Reise als eher ärmliche Pilger. 

Der Kitguide der Company hielt alles bereit, was den guten Pilger ausmacht: Hut, Stab, Mantel, Flasche, Tasche, Paternoster, bzw. Rosenkranz. Eben genau, wie es die mittelalterlichen Abbildungen zeigen. Ein paar wenige Funde gibt es auch dazu. Doch sieht man diese Ausrüstung in der Regel kaum bis gar nicht im Alltag. Ein Umhang, ein Hut, nur für eine Pilgerschaft? Das dürfte wohl vielen nicht vergönnt gewesen sein.

Es wären noch viele Fragen zu beantworten gewesen. Wie oft pilgerte der mittelalterliche Mensch? Der Bürger, der Bauer, der Handwerker? Wie weit pilgerten einfachere Leute, gab es doch eine große Menge an Orten, zu denen man pilgern konnte, ob nah oder fern? Was trug der ärmere Pilger mit sich? Man kann sich in Recherche verlieren. Oder einfach loslaufen.

Und so entschieden sich zwei unserer Mitglieder mit einer geringeren Ausrüstung loszulaufen. Warme Kleidung. Ein Holzfässchen. Eine Tasche über die Schultern. Mehr war nicht da. Mehr konnten sich die beiden einfachen Leute nicht leisten. 

Unsere beiden Pilger auf dem fast schon idyllischen Weg

Der Herr trägt dicke, warme Beinlinge, eine Cotte, ein Mantel aus zwei Lagen Wollstoff und eine Gugel. Die Dame ein Kleid, einen Surcot und Mantel, sowie darunter dicke Strümpfe. Mehr stand nicht zur Verfügung. Aber es reichte. Bevor es anfing zu regnen verfluchten beide die dicken Sachen. Man gerät doch schnell ins schwitzen.

Schau mal, da hoch müssen wir heute noch...

Mansplaining - auch im Mittelalter ein großes Problem. "Guck, da hoch müssen wir noch" - "Fängst du schon wieder so an? Der Weg führt nirgendwoanders hin!" 
(In Wahrheit sah man eine Burgruine durch die Sträucher).

Auch ein Hohlweg durfte nicht fehlen



Eine kurze Rast...

...an einem alten römischen Bergwerk. 
Essen zum mitnehmen.

Oben haben wir bereits erwähnt, dass unsere beiden Pilger nicht so wohlhabend waren. Auch Verpflegung war wenig im Beutel. Ein Kanten Brot, eine Ecke Hartkäse. Im guten Glauben an die Nächstenliebe der Menschen und die Güte und Fürsorge des Herrn waren unsere Pilger losgezogen. Und wurden nicht enttäuscht. Frisches Buchenlaub sorgte für einen kleinen Mittagssnack.

Freunde findet man auch immer und überall.

Wir hoffen, dass wir bald wieder eine Wanderung machen können. Hoffentlich dann auch mit größeren Teilen unseres Vereins. 

Gleichzeitig wollen wir zeigen, dass auch einfaches Reenactment schön sein kann. Man ist damit kein Instagram Star. Man löst damit nicht den nächsten Trend oder Hype aus. Aber man lernt ganz andere Seiten des Hobbys kennen. Zum Beispiel wie schmackhaft Blätter sein können.