Montag, 15. Juli 2013

Rätselhafte Gegenstände bei Grabung in Frauenstraße entdeckt

Hier ein Repost eines interessanten Fundkomplexes aus dem Raum Schwaben/Bayern. Ein Link zum Originalartikel findet sich am Ende des Postings.

Rätselhafte Gegenstände bei Grabung in Frauenstraße entdeckt.
Reizvolle bis rätselhafte Gegenstände sind bei der Grabung Ecke Frauenstraße/Radgasse gefunden worden. Die größte Überraschung aber waren zwei Häuser, die im 13. Jahrhundert außerhalb der Stadt lagen. Autor: HENNING PETERSHAGEN |

Seit dreieinhalb Monaten bietet das Grundstück Frauenstraße 34 einen abenteuerlichen Anblick. Archäologen haben dort ein Gewirr von Gewölben und Mauern freigelegt, um die Bau- und Siedlungsgeschichte des Areals zu dokumentieren, bevor dort ein Wohn- und Geschäftsgebäude entsteht.
Nach dem Ende der Aktion haben Jonathan Scheschkewitz, Referent für Mittelalterarchäologie beim Landesamt für Denkmalpflege, und der örtliche Ausgräber Hans Lang Bilanz gezogen. Dabei präsentierten sie eine Reihe bemerkenswerter Funde: Bis auf ein kleines Loch komplett erhalten ist ein Topf aus dem 14. Jahrhundert - eine Seltenheit, wie Scheschkewitz anmerkte. Von gehobener Wohnkultur zeugen die Scherben eines schillernden gläsernen Noppenbechers aus dem 15. Jahrhundert.
Besonders reizvoll ist der steinerne Kopf einer Kruseler Puppe. Der Name rührt von ihrer voluminösen Kopfbedeckung her, einer mit Rüschen besetzten Haube, die im 14./15. Jahrhundert wohlhabende Damen zierte. Ausgesprochen mysteriös ist hingegen ein gebranntes Tonstück mit sechs Kanten, auf dessen Seiten hausähnliche Muster eingraviert sind.

Neben sonstigen Kleinfunden sind vor allem Ofenkacheln aus verschiedenen Jahrhunderten entdeckt worden. Die ältesten sind Becherkacheln aus dem 13. Jahrhundert - und das ist die eigentliche Überraschung: Sie zeigen, dass die beiden ältesten Keller, die in der Grabungsfläche nachgewiesen wurden, zu urbanen Gebäuden gehörten, die aber außerhalb der Stadt lagen. Deren Grenze(7), S. 196] ist damals im Norden und Westen auf der Linie Hafengasse-Grünhofgasse verlaufen.
Die Häuser lagen fast parallel, eines an der Frauenstraße, das andere östlich davon, in der heutigen Radgasse. Die Frauenstraße, die damals noch Weberstraße hieß, war eine wichtige Ausfallstraße. Das könnte laut Scheschkewitz erklären, warum dort Häuser städtischen Zuschnitts standen, während ein paar Meter weiter östlich eine ländliche Besiedelung nachgewiesen wurde.
Diese Gebäude fielen noch im 13. Jahrhundert einem Brand zum Opfer, dessen Spuren sich in den beiden Kellern deutlich abzeichnen. In der Ecke des einen hat ein großer Topf überdauert, wenn auch zerscherbt. Die Häuser wurden nicht wieder aufgebaut, sondern ihre Keller verfüllt. Vermutlich wurden sie Anfang des 14. Jahrhunderts im Zuge der großen Stadterweiterung mit einer gut einen halben Meter dicken Planierschicht überzogen, die auch an anderen Stellen des damaligen Erweiterungsgebietes nachgewiesen ist.
Dann wurde das Grundstück vermutlich gewerblich genutzt. Zahlreiche Schlacke-Reste deuten auf Eisenverarbeitung hin. Mehrfach änderte sich die Bebauung. Der Vogelschauplan von 1597 zeigt an dieser Stelle drei Gebäude. Die sind wohl kurz darauf einem stattlichen Patrizierhaus gewichen, das dreieinhalb Jahrhunderte lang die Ecke Frauenstraße/Radgasse beherrscht hat. Es fiel 1944 den Bomben zum Opfer. Der an der Frauenstraße gelegene Teil seines Kellers, der von den Grabungen ausgenommen war, wird in das neue Gebäude integriert.



http://www.swp.de/ulm/lokales/ulm_neu_ulm/Raetselhafte-Gegenstaende-bei-Grabung-in-Frauenstrasse-entdeckt;art4329,2108055

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